Wissenswertes

Hier findest du Wissenswertes zu den Themen Catcalling, sexualisierte Belästigung, Alltagssexismus und vieles mehr. Außerdem haben wir dir auch eine Liste mit Literatur, Podcasts, Dokumentationen und anderen Medien verlinkt.

Außerdem findest du am Ende der Seite Hilfeangebote bei Übergriffen, häuslicher Gewalt oder anderen Formen von Gewalt.

TRIGGERWARNUNG

Auf dieser Seite werden verschiedene Formen von Gewalt thematisiert, darunter psychische, physische, sexualisierte und strukturelle Gewalt. Die Inhalte können emotional belastend oder retraumatisierend sein, insbesondere für Menschen mit eigenen Gewalterfahrungen.

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Wenn du dich gerade nicht damit auseinandersetzen möchtest, kannst du direkt zu den Literatur- und Medienempfehlungen oder den Beratungs- und Hilfsangeboten scrollen.

Begriffserklärungen

Um geschlechtsspezifische Gewalt, einschließlich Catcalling, zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, woher diese Gewalt kommt:

In diesem Text verwenden wir den Begriff „Frauen*” für alle Personen, die aufgrund ihrer tatsächlichen oder zugeschriebenen Geschlechtsidentität von patriarchaler Gewalt betroffen sein können. Dazu zählen cis Frauen, trans Frauen, intergeschlechtliche Personen, nicht-binäre, agender, genderfluide und genderqueere Menschen.¹

Gender (soziales Geschlecht) prägt die individuelle Identität durch traditionelle, gesellschaftlich zugeschriebene Vorstellungen von Männlichkeit oder Weiblichkeit. Die Queer-Theorie betont die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten und stellt heraus, dass Heterosexualität für die bestehende Geschlechterordnung zentral ist. Gender ist kein rein biologisches Merkmal, sondern ein soziales Konstrukt und ein Prozess. Vielfältige Erfahrungen jenseits binärer Vorstellungen (Mann/Frau) sollen mitgedacht werden. Die ständige Wiederholung von Geschlechternormen festigt gesellschaftliche Strukturen und sorgt für geschlechtsspezifische Trennung (Grahn et al., 2023, S. 14–15; Johnsson Latham, 2005, S. 13).

Patriarchat bedeutet, dass die Macht bei Männern liegt – sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum. Es beschreibt ein gesellschaftliches System, in dem männliche Dominanz herrscht und Frauen* systematisch untergeordnet sind (Johnsson Latham, 2005, S. 12–13). Macht bedeutet in diesem Kontext, dass Person A Person B dazu bringt, etwas zu tun, was nicht im Interesse oder Willen von Person B liegt. Dieses Konzept ist eng mit Geschlechter(un)gerechtigkeit verknüpft (Johnsson Latham, 2005, S. 13).

Geschlechtergerechtigkeit liegt dann vor, wenn alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht – gleiche Chancen, Rechte und Pflichten in allen Bereichen des Lebens haben. Ziel ist es, dass Menschen nicht auf „Frau“, „Mann“ oder ein anderes Geschlecht reduziert werden, sondern als Menschen mit gleichen Rechten wahrgenommen werden (Johnsson Latham, 2005, S. 13).

Einvernehmlichkeit muss freiwillig und ohne Zwang erfolgen. Dazu gehören auch Situationen, in denen eine Person aus Angst keinen Widerspruch äußert oder unter Druck gesetzt wird. Auch unerwünschte sexuelle Berührungen durch Nicht Partner*innen, sowohl im Erwachsenenalter als auch in der Kindheit, fallen darunter (Paats & Vujackov, 2021, S. 14–15).

Intime Partner*innen sind Personen, mit denen Betroffene in einer aktuellen oder früheren intimen Beziehung standen – dazu zählen Ehepartnerinnen, Lebensgefährtinnen, Verlobte (formell oder informell), Menschen in Partnerschaften oder Dating Kontexten (Paats & Vujackov, 2021, S. 15).

Nicht Partner*innen sind Personen, mit denen keine intime Beziehung bestand. Das können Väter, Vaterfiguren, Mütter, Mutterfiguren, Geschwister, Halbgeschwister oder andere Verwandte sein – aber auch Freund*innen, Vorgesetzte, Lehrpersonen, Kolleg*innen, Nachbar*innen, Bekannte oder völlig Fremde (Paats & Vujackov, 2021, S. 15).

Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen* kann gemäß Artikel 3(d) der Istanbul Konvention (IC) als Gewalt gegen Frauen* definiert werden, weil sie Frauen* sind (Europarat, 2011; Paats & Vujackov, 2021, S. 13). Diese Form der Gewalt ist sowohl Ursache als auch Folge von Geschlechterungleichheiten. Sie ist autotelisch, das heißt: Gewalt neigt dazu, sich selbst zu reproduzieren. Wer in der Vergangenheit Gewalt erfahren hat, ist mit höherer Wahrscheinlichkeit erneut betroffen, unabhängig von anderen Ungleichheitsfaktoren. Geschlechtsspezifische Gewalt ist eine extreme Form geschlechtlicher Ungleichheit und stellt eine Verletzung der Menschenrechte dar. Sie ist Ausdruck von Macht und struktureller Dominanz. Gewalt wird überwiegend von privilegierten und machtvollen Personen gegenüber weniger privilegierten Personen ausgeübt (Grahn et al., 2023, S. 16).

Sexuelle Belästigung wird in Artikel 40 der IC als „jede Form unerwünschten verbalen, nonverbalen oder körperlichen Verhaltens sexueller Natur definiert, das bezweckt oder bewirkt, die Würde einer Person zu verletzen, insbesondere wenn dadurch ein einschüchterndes, feindseliges, entwürdigendes, erniedrigendes oder beleidigendes Umfeld geschaffen wird.“ (Europarat, 2011).

Häusliche Gewalt, wie in Artikel 3(b) der IC definiert, umfasst alle Formen physischer, sexueller, psychischer oder ökonomischer Gewalt, die innerhalb familiärer oder häuslicher Strukturen stattfinden. Dazu zählt auch Gewalt zwischen aktuellen und ehemaligen Partner*innen, unabhängig davon, ob ein gemeinsamer Wohnsitz besteht/bestand oder nicht (BKA, 2023, S. 1–2; Europarat, 2011; Paats & Vujackov, 2021, S. 13).

Psychische Gewalt (Artikel 33 IC) meint die absichtliche Beeinträchtigung des seelischen Wohlbefindens eines Menschen durch Zwang oder Drohungen.
Körperliche Gewalt (Artikel 35 IC) beschreibt die absichtliche Anwendung physischer Gewalt gegen eine andere Person (Europarat, 2011).

Sexuelle Gewalt, einschließlich Vergewaltigung, ist in Artikel 36 IC wie folgt definiert:

  • a) nicht einvernehmliches vaginales, anales oder orales Eindringen in den Körper einer anderen Person mit einem Körperteil oder Gegenstand;
  • b) andere nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen mit einer Person;
  • c) das Veranlassen einer Person, eine nicht einvernehmliche sexuelle Handlung mit einer dritten Person vorzunehmen (Europarat, 2011).
Facts zu Catcalling

Bald findest du hier Fakten rund ums Thema Catcalling. Außerdem wird es ein interaktives Quiz geben, mit dem du testen kannst, wie viel du wirklich zu Catcalling weißt!

Weiterführende Literatur, Podcasts, Dokumentationen und noch mehr:

Bücher und Studien:

L’Oréal’s Cause – International Survey on Sexual Harassment in Public Spaces (L’Oréal Paris & Ipsos, 2019, 2021 aktualisiert)

Sexuelle Bildung, sexuelle Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt (Institut für angewante Sexualwissenschwaft Hochschule Merseburg, 2021)

Safe in the City? (Plan International, 2020)

Catcalling ist kein Kompliment! Verbale sexuelle Belästigung darf nicht verharmlost werden. (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen, 2021)

Catcalls – Auch Worte sind Belästigung – Hannah Klümpert (Chalk Back e.V hat dieses Buch veröffentlicht – mit Inhalten aus verschiedenen Ortsgruppen in Deutschland)

„Catcalling“ als strafrechtlich relevante Beleidigung – Deutscher Bundestag 2020

Maßnahmen gegen Sexismus am Arbeitsplatz, in Kultur und Medien und im öffentlichen Raum – Bündnis Gemeinsam gegen Sexismus (hier insbesondere ab Seite 50 zu Sexismus im öff. Raum)

Dokumentationen und Reportagen:

Was man gegen Catcalling tun kann – PULS Reportage

Catcalling: Rollentausch

Das sind ihre Erfahrungen mit Catcalling – hessenschau

Catcalling Is Violence I couchFM Reportage

Sexism, #metoo, catcalling – all exaggerated? – angel asks – documentary

Catcalling | „Danke für nichts“ – Parshad

Podcasts:

Unterstützungsangebote in Darmstadt und der Bundesrepublik Deutschland

Das Bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist 24/7 unter 116 016 erreichbar. Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte beraten wir anonym und kostenfrei. Hier kannst du dich auch online informieren.

Bei Profamilia Darmstadt kannst du unter dieser Telefonnummer 06151/45511 auch beraten werden. Hier geht es vor allem um Unterstützung und Krisenintervention für vergewaltigte oder sexuell belästigte Mädchen und Frauen.

Auf der Seite der Wissenschaftsstadt Darmstadt findest du weitere Notfallkontakte für verschiedene Bereiche. Darunter fallen unter anderem die Bereiche:

Das Netzwerk Gewaltschutz des Landkreises Darmstadt-Dieburg stärkt und strukturiert kommunale Hilfesysteme gegen häusliche und sexualisierte Gewalt. In Prävention, Intervention, Vernetzung, Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit verfolgen ein professionelles Hilfsangebot als Ziel.

Der Weiße Ring Darmstadt ist eine Außenstelle in Darmstadt, die dir hilft, wenn du Gewalt erlebt hast. Unter der Telefonnummer 116 006 kannst du täglich von 7 bis 22 Uhr anrufen und bekommst umfassende Hilfe.

Quellen:

BKA (2023) Häusliche Gewalt: Lagebild zum Berichtsjahr 2022. Available at BKA (2023) Häusliche Gewalt: Lagebild zum Berichtsjahr 2022 Available at https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/HaeuslicheGewalt/HaeuslicheGewalt2023.html?nn=219004 (Accessed 10th of June 2025).

Grahn, K., Lundvall, S., Simonsson, A., Strid, S. and Wuiame, N. (2023) Inclusive gender+ equality policy and practice in sport higher education institutions: SUPPORTER D2.1. Available at https://www.gu.se/sites/default/files/2023-12/SUPPORTER_D2.1_Inclusive%20gender%2B%20equality%20policy%20and%20practice%20in%20sport%20higher%20education%20institutions-grid.pdf (Accessed 5th June 2025).

Johnsson-Latham, G. (2005) Patriarchal violence – an attack on human security: A broad survey of measures to combat patriarchal violence and oppression, particularly acts committed in the name of honour directed at women, homosexuals, bisexuals and transgender persons. Available at https://www.government.se/contentassets/87a9c5e22af14395aff3411dbd197f58/patriarchal-violence—an-attack-on-human-security (Accessed 5th June 2025).

Council of Europe (2011) Council of Europe Convention on preventing and combating violence against women and domestic violence, Council of Europe. Available at https://rm.coe.int/168008482e (Accessed 5th June 2025).

Paats, M. and Vujackov, S. (2021) Methodological manual for the EU survey on gender-based violence against women and other forms of inter-personal violence (EU-GBV) [Online]. Available at https://ec.europa.eu/eurostat/web/products-manuals-and-guidelines/-/KS-GQ-21- 009 (Accessed 5th June 2025).

Fußnoten:

¹In der überwiegenden Mehrheit wissenschaftlicher Studien, politischer Dokumente und internationaler Abkommen wird ausschließlich der Begriff „Frauen“ verwendet. Andere Geschlechtsidentitäten bleiben dadurch weitgehend unsichtbar, obwohl sie ebenfalls von geschlechtsspezifischer Gewalt – wie Catcalling – betroffen sind. Mit dem Begriff Frauen* wollen wir diese strukturelle Ausgrenzung sichtbar machen und bewusst trans Frauen, intergeschlechtliche Menschen, nicht binäre, genderfluide, genderqueere und agender Personen einbeziehen.